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Ist Kratom wirklich schädlich für die Leber?

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Kann Kratom Konsum die menschliche Leber nachhaltig und dauerhaft schädigen? Zählt das Universalheilmittel der ostasiatischen Volksmedizin in Wahrheit gar nicht zur traditionellen Medizin, sondern sollte eher als "Leber Killer" eingeordnet werden?

Die aktuellen Warnungen vor der Leberschädlichkeit werden im deutschsprachigen Raum vor allem durch die Verbraucherzentralen, in den USA maßgeblich durch die FDA verbreitet und spielen in beiden Ländern eine wichtige Rolle als Argument für neue Gesetze zur Kontrolle von Kratom.

In diesem Artikel erfährst du, ob die Warnungen ernst zu nehmen sind, tatsächlich eine reale Gefahr für Nutzer besteht und wie sich Risiken im Zusammenhang mit Kratom minimieren kannst ohne auf die positiven Effekte und Vorteile von Kratom verzichten zu müssen.

Wie wirkt Kratom auf die Leber?

Die Leber ist ein wahres Kraftpaket in unserem Körper – sie filtert Giftstoffe, verarbeitet Nährstoffe und sorgt dafür, dass unser Stoffwechsel rundläuft. Doch wie wirkt sich Kratom auf diese zentrale Schaltstelle aus?

Die Leber und ihre Funktionen zur Verarbeitung von Stoffen

Unsere Leber ist darauf spezialisiert, Substanzen zu verarbeiten, die wir zu uns nehmen – egal, ob es sich um Lebensmittel, Medikamente oder pflanzliche Stoffe handelt. Dabei werden Verbindungen in kleinere, leichter abbaubare Bestandteile zerlegt. Auch die Inhaltsstoffe von Kratom durchlaufen diese Prozesse. Die entscheidende Frage ist: Wie reagiert die Leber auf die psychoaktiven Verbindungen, die Kratom so besonders machen?

Die psychoaktiven Verbindungen in Kratom

Kratom enthält Alkaloide wie Mitragynin und 7-Hydroxymitragynin, die für ihre stimulierenden und entspannenden Effekte bekannt sind. Diese psychoaktiven Verbindungen werden von Verbraucherzentralen, FDA & Co. verdächtigt, die Leber stärker zu beanspruchen, insbesondere wenn die Einnahme von Kratom über einen längeren Zeitraum in hohen Mengen erfolgt. Eine übermäßige Belastung kann dazu führen, dass die Leber Schwierigkeiten hat, effizient zu arbeiten, was langfristig zu diversen Folgeproblemen führt und ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellt.

Gibt es Risiken für die Leber durch Kratom?

Gemeldete Fälle von akutem Leberversagen durch Kratom

Einige Studien und Fallberichte haben Kratom mit akutem Leberversagen in Verbindung gebracht, was die Grundlage für die aktuellen Warnungen bildet. Es handelt sich allerdings um Einzelfälle, und bis heute ist nicht endgültig geklärt, ob der Verzehr von Kratom tatsächlich als alleiniger Auslöser und Ursache für die Reihe von gesundheitlichen Problemen verantwortlich gemacht werden kann.

Ein häufig zitierter Fall ist der eines 30-Jährigen, bei dem nach seinem Tod Mitragynin und dessen Metabolite im Blut nachgewiesen wurden. Da keine Hinweise auf anderweitigen Drogenkonsum gefunden wurden, stufte man den Tod einfach als Folge einer Kratom-Monointoxikation ein, ohne weitere Faktoren wie Vorerkrankungen, genetische Dispositionen oder ähnliche Aspekte zu berücksichtigen.

Zu klären ist auch, welche Rolle hochkonzentrierte Kratom-Produkte, wie Extrakte oder Shots, spielen. Diese enthalten unnatürlich hohe Mengen an Mitragynin und 7-Hydroxy-Mitragynin, was durchaus gesundheitsschädlich sein kann. Hier wird sehr schnell eine starke Dosierung erreicht, die die Wirkung unkontrollierbar machen kann.

Die Rolle von Verunreinigungen: Schwermetalle und Salmonellen

Ein weiteres großes Risiko liegt weniger in den aktiven Substanzen selbst, sondern in möglichen Verunreinigungen der Endprodukte. Vereinzelt wurden durch unabhängige Labore bereits Proben mit problematisch hohen Mengen der giftigen Schwermetalle Blei und Nickel gefunden, die bei längerer Einnahme die Leber schädigen könnten. Außerdem gibt es Fälle von Produkten mit massiver Salmonellen-Belastung, welche bereits in einer niedrigen Dosis zusätzliche gesundheitliche Probleme verursachen können. Risiken durch Verunreinigungen lassen sich in der Regel minimieren, indem du ausschließlich hochwertiges Kratom aus vertrauenswürdigen Quellen beziehst.

Kratom und allergische Reaktionen

Neben den direkten Einflüssen des Alkaloidprofils von Kratom auf die Leber warnt die Verbraucherzentrale vor einem erhöhten Risiko für allergische Reaktionen, insbesondere bei Erstkonsum. Verunreinigungen oder minderwertige Produkte können dieses Risiko zusätzlich steigern. Symptome wie Hautausschläge, starker Juckreiz oder anhaltende Übelkeit nach dem Konsum können Anzeichen dafür sein, dass der Körper Kratom nicht verträgt. Besonders empfindliche Personen sollten daher vorsichtig vorgehen, ausschließlich hochwertige Qualitätsprodukte wählen und sich vor dem Einsatz von Kratom umfassend informieren. Bei Unsicherheiten empfiehlt es sich, einen Arzt zu konsultieren.

Welche wissenschaftlichen Belege gibt es?

Die Diskussion über das Alkaloidspektrum von Kratom und seine potenziellen Auswirkungen auf die Leber steckt noch in den Anfängen. Erst seit 2016 gewinnt das Thema zunehmend Aufmerksamkeit in der Wissenschaft, und Studien dazu werden verstärkt auf Plattformen wie PubMed veröffentlicht. Fundierte wissenschaftliche Belege für eine direkte Leberschädigung, die allein durch die Einnahme von Kratom auftreten, sind bislang jedoch rar und beschränken sich auf wenige Einzelfälle.

Welche konkreten Studien und statistische Analysen gibt es?

Die Forschung zu den möglichen Leberschäden durch Kratom steckt noch in den Anfängen, doch einige Studien und Fallberichte geben erste Einblicke:

1. Systematische Überprüfung mit RUCAM-Methode

Eine umfassende Untersuchung wertete menschliche Fallberichte, epidemiologische, tierexperimentelle und mechanistische Studien aus. Dabei wurden 26 Fallberichte, 7 Fälle aus einem Netzwerk zu medikamenteninduzierter Leberschädigung, 25 FDA-Datenbankeinträge und 27 Berichte aus Internetforen analysiert. Die Latenzzeit bis zum Auftreten von Symptomen betrug im Durchschnitt 21 Tage. Typische Symptome waren Bauchschmerzen, Gelbsucht, Juckreiz und dunkler Urin. Histologische Untersuchungen zeigten vor allem cholestatische Veränderungen. Die Studienautoren kamen zu dem Schluss, dass Kratom wahrscheinlich Leberschäden verursachen kann, basierend auf einer Gesamtschau von überwiegend qualitativ niedrigen Belegen. Allerdings bleibt unklar, welche Nutzergruppen ein höheres Risiko tragen.

Fallbericht: Akute Leberschädigung durch Kratom

Ein Patient wurde mit Gelbsucht und akuter Leberschädigung in der Notaufnahme behandelt. Nach Ausschluss anderer Ursachen führte man die Verletzung auf den Kratomkonsum zurück. Der Bericht zeigt, dass Kratom bei unsachgemäßer Anwendung potenziell schwere gesundheitliche Folgen haben kann, insbesondere ohne Qualitätskontrolle, wie sie für Nahrungsergänzungsmittel in den USA fehlt.

Einzelfall einer 37-jährigen Frau

Eine Patientin mit Vorerkrankungen wie Depression und Adipositas zeigte eine Woche nach Kratomkonsum Symptome wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Gelbsucht. Ihre Laborwerte deuteten auf eine schwere Leberschädigung hin, die einer primär biliären Cholangitis ähnelte. Nach Absetzen von Kratom verbesserten sich ihre Symptome schnell. Der Bericht betont die Notwendigkeit weiterer Forschung zu Kratoms Wirkung auf die Leber und zeigt, dass die histopathologischen Veränderungen komplex sein können.

Warum fehlen klare Beweise?

Ein großes Hindernis bei der Bewertung der Sicherheit von Kratom ist die mangelnde Standardisierung der Produkte. Unterschiedliche Reinheitsgrade, Verunreinigungen und individuelle Konsummuster inklusive Wechselwirkungen mit Medikamenten erschweren eine einheitliche Bewertung. Zudem fehlen langfristige Studien, die umfassendere Einblicke in die Gesamtwirkung von Kratom liefern könnten.

Nahaufnahme Kratomblätter und Kapseln liegen auf Tisch
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Wie lässt sich das Risiko minimieren?

Wenn du Kratom sicher nutzen möchtest, gibt es einige einfache, aber wichtige Maßnahmen, die helfen können, potenzielle Risiken zu reduzieren. Eine verantwortungsvolle Herangehensweise ist der Schlüssel, um von den Vorteilen wie der Wirkung gegen Schmerzen zu profitieren, ohne die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden zu gefährden.

Tipps für eine sichere Nutzung

  • Vermeide hohe Dosen: Übermäßiger Konsum belastet die Leber stärker und erhöht das Risiko für Nebenwirkungen. Halte dich an moderate Mengen und höre auf deinen Körper.
  • Plane regelmäßige Pausen: Dauerhafte Einnahme kann die Toleranz erhöhen und führt schnell zu einer Abhängigkeit. Plane bewusst Pausen von mehreren Tagen bis Wochen ein, um deinem Körper Zeit zur Regeneration zu geben.
  • Führe ein aktives und gesundes Leben: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf unterstützen die natürliche Entgiftungsfunktion der Leber und helfen deinem Körper, besser mit Belastungen umzugehen. Sie stärken zudem dein allgemeines Wohlbefinden und können negative Effekte minimieren.

Wähle hochwertige Produkte

Die Qualität von Kratom-Produkten variiert stark. Um sicherzugehen, dass du ein sicheres Produkt verwendest, solltest du:

  • Produkte von vertrauenswürdigen Anbietern kaufen, die ihre Waren auf Reinheit und Schadstoffe testen.
  • Zertifizierte oder laborgeprüfte Produkte bevorzugen, um Verunreinigungen wie Schwermetalle oder andere toxische Substanzen zu vermeiden.
  • Extrakte und hochkonzentrierte Produkte meiden, da diese unnatürlich hohe Mengen an Alkaloiden enthalten und das Risiko für Nebenwirkungen sowie eine unkontrollierbare Dosierung erhöhen können. Wähle stattdessen reine, natürliche Kratom-Blattprodukte.

Übernimm Verantwortung

Neben Gesundheitsbehörden, Herstellern und deinem persönlichen Lieferanten bist vor allem du selbst für deine Sicherheit verantwortlich. Informiere dich ausführlich über die Produkte, die du verwendest, und ziehe bei Unsicherheiten oder Fragen unbedingt einen Arzt hinzu – besonders, wenn du bereits gesundheitliche Beschwerden hast oder regelmäßig bestimmte Medikamente einnimmst.

Fazit: Ist Kratom wirklich schädlich für die Leber?

Die Frage, ob Kratom tatsächlich schädlich für die Leber ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Die bisherigen Erkenntnisse zeigen, dass Risiken bestehen können – insbesondere bei unsachgemäßer Nutzung wie hohen Dosen oder der Einnahme von verunreinigten Produkten. Allerdings fehlen derzeit klare, wissenschaftlich fundierte Beweise, die allgemeine Leberschäden durch Kratom bestätigen.

Die wichtigsten Erkenntnisse auf einen Blick

  • Risiken: Es gibt dokumentierte Fälle von Problemen wie akuten Leberversagen und allergischen Reaktionen, die jedoch selten sind und oft durch andere Faktoren wie Verunreinigungen oder gleichzeitige Einnahme von Medikamenten in Kombination mit anderen kontrollierten Substanzen beeinflusst wurden.
  • Aufklärung ist essenziell: Die Beachtung von aktuellen Kratom Warnungen und die Wahl geprüfter Produkte sind entscheidend, um mögliche Gefahren zu minimieren.
  • Sichere Anwendung: Wer Kratom in niedrigen Dosen verantwortungsvoll nutzt und sich für die eigene Sicherheit verantwortlich fühlt, kann die Vorteile wie die euphorisierende Wirkung  ohne größere Bedenken genießen.

Unsere Empfehlung

Wenn du Kratom ausprobieren möchtest, informiere dich gründlich über die richtige Dosierung, mögliche Wechselwirkungen und die Qualität des Produkts. Ein bewusster Umgang sowie ein wachsames Auge auf aktuellen Kratom Warnungen sind der Schlüssel, um das Risiko für gesundheitliche Probleme gering zu halten.

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Häufig gestellte Fragen

Ist Kratom wirklich schädlich für die Leber?

Es gibt vereinzelte Berichte über Leberschäden im Zusammenhang mit Kratom, doch die wissenschaftliche Datenlage ist bisher begrenzt. In den meisten Fällen könnten minderwertige Produkte, extrem hohe Dosierungen oder bestehende Vorerkrankungen eine Rolle gespielt haben.

Wenn du Kratom konsumierst, ist es ratsam, regelmäßig deine Leberwerte checken zu lassen und auf hochwertige Produkte zu setzen. Vorsicht ist immer besser, wenn es um deine Gesundheit geht.

Welche Symptome könnten auf eine mögliche Leberbelastung durch Kratom hinweisen?

Anzeichen für eine Belastung oder Schädigung der Leber können vielfältig sein. Häufig berichten Betroffene von Symptomen wie Gelbsucht (Gelbfärbung der Haut und Augen), dunklem Urin, starker Müdigkeit, Juckreiz und Schmerzen im oberen rechten Bauchbereich. Diese Symptome treten oft erst nach einigen Wochen der Einnahme auf. Wenn solche Anzeichen bemerkt werden, sollte die Einnahme sofort gestoppt und ärztlicher Rat eingeholt werden, da eine rechtzeitige Behandlung entscheidend sein kann.

Gibt es bestimmte Risikogruppen, die Kratom meiden sollten?

Ja, es gibt Personen, die besonders vorsichtig mit Kratom umgehen sollten oder es idealerweise meiden sollten. Dazu gehören Menschen mit bereits bestehenden Leber- oder Nierenerkrankungen, da ihre Organe möglicherweise weniger belastbar sind. Auch Personen, die regelmäßig Medikamente einnehmen, sollten vorsichtig sein, da Wechselwirkungen auftreten können. Alkoholabhängigkeit oder ein geschwächtes Immunsystem können das Risiko ebenfalls erhöhen. Schwangeren und stillenden Frauen wird ebenfalls von der Einnahme abgeraten, da die Auswirkungen auf das ungeborene Kind oder den Säugling nicht erforscht sind.

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